Lighthouse |
LIGHTHOUSE von Shiregreen - musikalisches Kino für den Kopf Im Jahr 1900 verschwinden die drei Leuchtturmwächter James Ducat, Thomas Marshall und Donald McArthur spurlos von Eilean Mòr, einer kleinen schottischen Insel der Äußeren Hebriden. Bis heute ist nicht geklärt, was passiert ist. Um dieses Rätsel ranken sich Legenden, und immer wieder inspiriert es Künstlerinnen und Künstler. Auf seinem neuen, diesem wunderbaren 16. Album „Lighthouse“, erzählen Liedermacher Klaus Adamaschek und seine Band Shiregreen von diesem mysteriösen Verschwinden in vier Teilen und einem fast elfminütigen Song-Epos. Es sind ausdrucksstarke, oft magische Texte, mit denen sich Adamaschek sehr gut in die Lage der Menschen versetzt, die ganz auf sich allein gestellt sind in einer menschenfeindlichen Umwelt und miteinander irgendwie auskommen müssen. Dabei ist es immer wieder die poetische Sprache des nordhessischen Künstlers, die einen gefangen nimmt und nicht mehr loslässt. Einmal mehr, aber immer auch einen Tick intensiver, singt Adamaschek auf der neuen Scheibe von den seltsamen Wendungen des Lebens, vom aktiven Widerstand gegen rechte Ignoranten und Brandstifter (sehr druckvoll und mit psychedelischen Akzenten: „Time is Running Out“) oder in der rockigen Nummer „Borders“ von den Grenzen zwischen Ländern und Menschen und den Grenzen in den Köpfen. Dafür hat er eine Sprache gefunden, die seinen Geschichten eine ungewohnte Sichtweise gibt. Oder, wie es der befreundete schottische Liedermacher Tom Fairnie im Innencover der neuen Platte schreibt: „Es mag sentimental klingen, zu behaupten, dass alle Leuchttürme eine Verwandtschaft haben; alle isoliert, exponiert und doch stark und entschlossen. Wie der Geist Schottlands und die Seele eines deutschen Songwriters, der versteht, warum Lieder und die Geschichten, die sie erzählen, genauso wichtig sind wie die Wahrheit.“ Fünf der acht Songs des neuen Albums hat Adamaschek zusammen mit Fairnie als Co-Autor geschrieben. „Unsere Zusammenarbeit ist freundschaftlich und eng“, sagt der 67-jährige nordhessische Singer- und Songwriter. Und sie geben den Adamaschek- Songs noch mehr Authentizität und Tiefe.
Mit starker emotionaler Tiefe und melancholischen Klängen erinnert der Sänger in „Where are you now my friend“ an seinen im vergangenen Jahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Schwiegersohn und Mitmusiker Mike Suchanka. Berührend.
Shiregreens neues Album „Lighthouse“ eröffnet ungeahnte Horizonte, es schöpft aus seinem Reichtum an Sounds, Ideen und klugen Texten, die reines Futter für das Kopfkino sind. Und die Musik besticht mehr denn je durch frische, ausgefallene Klangfarben. Das Warten auf die neue Platte hat sich gelohnt. (zwk) von Susanne Kanngieser, Freie Journalistin |